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Es braucht ein Dorf, um ein Kind großzuziehen

Ist das noch zeitgemäß? Wenn ja, wie sieht das Dorf aus?

Das Dorf ist heute oft kein gemeinsamer Ort, sondern ein gemeinsames Netzwerk

Ein afrikanisches Sprichwort sagt, es braucht ein Dorf, um ein Kind großzuziehen. Das ist keine Metapher, es ist Alltag, dass Geschwister, Verwandte und Bekannte sich regulär, um die Kinder betreuen. Die Älteren kümmern sich um die Jüngeren. Die Familie ist damit ein großes Dorf, in dem Mama und Papa oft nicht nur die eigentlichen Elternteile sind, sondern auch tante, Onkel und nahestehende Bekannte Aufgaben übernehmen.

Auch in Europa war lange Zeit das Dorf keine Metapher, sondern Realität, selbst wenn das Dorf in die Stadt abgewandert ist. Familien lebten oft unter einem Dach. Heute zeichnet sich ein sehr viel anderes Bild ab:

Familien wohnen nicht mehr in einem Dorf, sind örtlich nicht mehr stark verwurzelt. Sie entscheiden sich häufig aus persönlichen Gründen dafür, ihr Umfeld zu verlassen. Die eigene Familie, ein besseres Wohnumfeld und veränderter Platzbedarf sind die drei häufigsten Umzugsgründe.

Was aber bleibt, ist das Netzwerk, das die Familie unterstützt. An erster Stelle ist das immer noch die erweiterte Familie, selbst wenn sie weiter weg lebt. Freunde, Eltern der Kinderfreunde, Kita, Schule, Lehrer, vielleicht einen Babysitter, Aupair etc. braucht es ebenfalls. Hinzukommen Ärzte, Vereine und alle regelmäßigen Kontaktpunkte.

Unser soziales Netzwerk ist oft relativ klein

Erwachsene in Deutschland haben im Schnitt 6 Freunde, 3 wahre Freunde und 10 nahe Verwandte, die sie umgeben. Familien brauchen diese Kontakte umso mehr. Das war vielleicht lange Zeit ein eher unbewusstes Thema, spätestens seit der Corona-Pandemie ist es ein Schmerzpunkt. Das Netzwerk ist für alle kleiner und kleiner und kleiner geworden. Aus Vorsicht und Umsicht für das eigene Netzwerk haben wir gemeinschaftlich darauf verzichtet.

Was heißt es Kontakte, einzuschränken? Es heißt auf weniger Beinen zu stehen, es heißt weniger zu reden, weniger zu teilen, weniger aneinander teilzunehmen.

Das Dorf ist erste Hilfe

Bereits während der Schwangerschaft, wird schnell deutlich, dass der Alltag voll ist, gefüllt mit Aufgaben, Erledigungen und ungeplanten Umständen. Dafür brauchen Familien Unterstützung. So wandeln sich zum Beispiel die eigenen Eltern in Großeltern, die nicht nur für die Enkelgeschenke zuständig sind, sondern mit ihrer neuen Rolle wieder stärker da sind, aushelfen und einspringen. Die liebsten Freunde aus dem Studium, die um die Ecke wohnen, sind nicht mehr nur ein Brunchtermin oder Spieleabend, sondern auch Helfer in der Not, wenn das Baby zum Arzt aber gleichzeitig ein Geschwister versorgt werden muss.

Das Dorf springt auch ein, um Räume für die Eltern zu schaffen

In einer Umfrage der Yougov im Auftrag der Zeitschrift “Tina” geben 40% der Befragten an, weniger als 45 Minuten am Tag für sich selbst Zeit zu haben.

Ohne ein Dorf, das einspringt, bleibt es bei 45 Minuten oder weniger. Das ist wenig Raum, um die Elternrolle kurz abzustreifen und sich nur um sich selbst zu kümmern. 

Hinter jedem Elternteil steht regelmäßig ein erschöpfter Geist, der funktioniert aber nicht zur Ruhe kommt. Das eigene Netzwerk, das sprichwörtliche Dorf, kann einspringen. Die Kita bietet dem Baby oder Kind einen Raum, sich zu entfalten, während die Eltern arbeiten. Die Freunde und Familie verbringen Zeit mit dem Kind, während sich die Eltern umeinander oder um sich selbst kümmern.

Das Dorf ist daher nicht nur Erste Hilfe, sondern gibt im besten Fall Raum zum Atmen. 

Wie kann Unterstützung und Freiraum aussehen? Das bestimmt wohl jeder selbst. Wichtig ist zunächst, die Gelegenheit zu haben. Wenn sie nicht da ist, lohnt es sich nach Hilfe zu suchen und darüber zu sprechen.

Das Dorf braucht Rückmeldung und Austausch

Das Dorf ist immer noch da. Es hat für alle Eltern eine ganz unterschiedliche Form, Größe und Stimmung aber es ist da. Eltern müssen es pflegen, ausbauen und wertschätzen. Klar, das verlangt viel Austausch darüber, welche Regeln für die Kinder bestehen, was erlaubt ist und was lieber nicht. Das muss kein Regelwerk sein, das Eltern ihrer Familie, Freunden oder der Kita auf den Tisch knallen. Es beginnt damit, gemeinsam Zeit zu verbringen, Erlebnisse zu schaffen und auch mal zu erklären, was den Eltern wichtig ist.

Es lohnt sich also. Auch, um mal wieder allein ins Kino zu gehen, im Café zu sitzen und das ganz ohne sich dabei im Kopf und im Herzen noch um das Baby zu sorgen. Denn das Dorf hilft, wenn es kann und darf.

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Quellen:

 Statista, 2020: Urbanisierungsgrad: Anteil der Stadtbewohner an der Gesamtbevölkerung in Deutschland in den Jahren von 2000 bis 2020, hier
C.Seilbeck, A.Langmeyer (2018): Ergebnisse der Studie „Generationenübergreifende Zeitverwendung: Großeltern, Eltern, Enkel“, Deutsches Jugendinstitut, hier
EnBW (2021): Statistiken und Fun Facts rund um den Umzug, hier
Deutsche Post Adress (20211): So zieht Deutschland um, Die Umzugsstudie 2021, hier
Splendid Research (2017): Studie: Soziale Kontakte, Eine repräsentative Umfrage unter 1.039 Deutschen zur Anzahl und Qualität Ihrer sozialen Kontakte, hier
Zeitschrift Tina (via Yougov)/dpa (2018), hier

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